Die Zahl der Kirchenmitglieder und Gemeindemitglieder nimmt seit Jahren stetig ab, und immer weniger Menschen identifizieren sich mit dem christlichen Glauben. Gleichzeitig gibt es ein unvermindertes Bedürfnis nach Sinn und die Menschen suchen nach Formen der Spiritualität außerhalb der stabilisierten, institutionell-kirchlichen Pfade. Als Reaktion auf diese Entwicklungen beschloss die Protestantische Kirche in den Niederlanden (PKN) 2012, Mittel für die Realisierung von hundert „Pionierstellen“ freizugeben: experimentelle Formen des Kirche-seins, die sich an Bevölkerungsgruppen und Sektoren unserer Gesellschaft richten, die von der Kirche entfremdet sind.
Eine wachsende Zahl dieser Initiativen hat „monastische“ Züge. Denken Sie an „Bid in de binnenkamer“, ein „Kloster in der CLoud“, mit einer Gebetszeitengemeinschaft und einem virtuellen Kloster, und an „Nijkleaster“, eine neue monastische Gemeinschaft um einem historischen Kirchlein in der friesischen Landschaft, in der spirituelle Exerzitien und Pilgerreisen organisiert werden, inspiriert von der Spiritualität von Iona.
Diese monastische Initiativen sind inzwischen Teil der Zukunftsagenda der PKN und die Wichtigkeit von Lernnetzwerken, die sich explizit auf diese neuen Formen der Gemeinschaft konzentrieren, wird anerkannt. Das ist sicherlich eine faszinierende Entwicklung im Kontext dieses Seminars, denn gleichzeitig wird in Ihrem Kontext, dem des Ordenslebens, nach Wegen gesucht, die monastische Spiritualität und ihre Traditionen zu bewahren und für die Zukunft zu erschließen.
Dieses Interesse an neuen Formen der Gemeinschaft, die von monastischer Spiritualität inspiriert sind, gibt es nicht nur innerhalb der PKN, sondern in der ganzen Breite der protestantischen Welt. Ich denke zum Beispiel an Ki Tov (in Utrecht, in einem Gebäude, das den Fratres von Tilburg gehört), inspiriert von der Spiritualität von Taizé, und an das Kleikloster (in Amsterdam Süd-Ost), das von der benediktinischen Spiritualität inspiriert ist.
Inzwischen ist im protestantischen Sprachbereich von einer „neuen monastischen“ Bewegung die Rede. Diese Terminologie verdanken wir dem amerikanischen Publizisten Shane Claiborne, der, berührt von den sozialen Problemen in seiner Stadt und inspiriert von den klösterlichen Idealen Benedikts und Franziskus‘, mit Freunden eine gastfreundliche Gemeinschaft gründete. Diese Initiative wuchs zu einer Bewegung von Gemeinschaften, die „neues Mönchtum“ genannt wurde. Gemeinsame Nenner sind friedliches, kontemplatives und „geordnetes“ Leben, Gastfreundschaft gegenüber Fremden und ökologisches Bewusstsein (beschrieben in: 12 Marks of a New Monasticism, Wilson-Hartgrove, 2005, xii-xiii). Claibornes Ideen inspirieren auch junge, ursprünglich orthodoxe Protestanten in den Niederlanden, die wir unter den Bewohnern und Initiatoren von Stadtklöstern und christlichen Gemeinschaften finden.