Die in Rotterdam ansässige GmbH Avant Spirit hat sich 2016 im Emmaus-Kloster der Kapuziner in Velp bei Grave niedergelassen. Zusammen mit einer neu begründeten Lebensgemeinschaft wurde das Kloster in Betrieb genommen. Avant Spirit hatte ein Programm, das Menschen mit Stress und Burn-out eine Bleibe bot. Im Kloster sollten sie gut zur Ruhe kommen können. Die Gemeinschaft würde als unterstützendes Team für die Aktivitäten der GmbH arbeiten: Gastgeberin, Köchin, Meditationsbegleiter, usw.
Das Burnout-Programm kam nie in Gang, weil die Klienten einfach nicht von Rotterdam nach Velp kommen wollten: zu weit weg von zu Hause, eine zu hohe Schwelle von der eigenen Couch zum Kloster. Wir haben uns dann nach anderen Aktivitäten umgeschaut, die mehr mit den Ideen der Kapuziner übereinstimmten: Exerzitien und Kurse und Schulungen. Aber auch das brauchte Zeit. Das kam langsam in Gang, denn als Kloster und als Organisation waren wir natürlich noch unbekannt in dem Arbeitsfeld.
Aber manchmal war es schon so voll, dass sich die Wohngruppe überfordert fühlte. Sie machten lange Tage für die Gäste. Das führte manchmal zu Irritationen, die unsere mühsam gewonnenen Kunden buchstäblich verjagten. Und ihr Fazit war: wir bekommen nicht ausreichend genug für uns und unsere Gemeinschaft. Dabei gehen wir über unser eigenes Ziel hinaus.
Das bedeutete einen Abschied für die Gemeinschaft. Eine Lebensgemeinschaft, die wir als Führung gerade auch für die Aufrechterhaltung des klösterlichen Rhythmus mit den Gebetszeiten, für die Energie des Klosters und für die Atmosphäre für wichtig hielten. All dies trägt nämlich zu unserem Hauptziel bei: den ruhigsten Ort in den Niederlanden zu erhalten, damit die Menschen dort Ruhe und Besinnung finden können.
Nach 2 Jahren stellte die Rotterdamer GmbH ihre Aktivitäten in Velp ein, auch weil das Kloster an einen Projektentwickler verkauft wurde. Ich hatte damals die Wahl, mit dem Eigentümer zu gehen und einen neuen Job zu beginnen. Aber ich sah immer noch Möglichkeiten mit dem, was wir angefangen hatten. Zusammen mit unserem damaligen externen Berater des GmbHs, Arjen van Kalsbeek, gingen wir zum neuen Eigentümer des Klosters mit der Ansage: Entweder Sie haben morgen ein leeres Kloster, in dem Sie Ihren eigenen Weg gehen können, oder Sie geben uns die Möglichkeit, unseren Plan fortzusetzen und das Kloster in einer neu zu gründenden Stiftung zu betreiben. Der Eigentümer gab uns den Vorteil des Zweifels und sogar eine kleine Garantie: schließlich mussten wir mit 0 Euro auf der Bank weitermachen: kein Geld mehr, kein Unternehmer, der uns unterstützte, wie in der GmbH. Wir haben dann schnell angefangen, nach neuen Kunden und Anwendern zu suchen, um eine kleine Kostendeckung zu erreichen. Gehälter und Energie mussten eben trotzdem bezahlt werden.
Im ersten Jahr konnten wir genau über die Runden kommen. Am Ende des Jahres kam der Eigentümer des Klosters plötzlich mit einem potentiellen Mieter, der uns rausdrängen wollte und ihm eine beträchtliche Summe an Miete versprach. Wir haben uns direkt quer gelegt und am Ende blieb die Wahl bei uns. Dieses Jahr, ich bin inzwischen im Jahre 2019 angekommen, zahlen wir Miete an den Eigentümer. Unser Wachstum ist aber immer noch (zu) langsam, so der Manager, deshalb gibt es regelmäßig Kontakt mit dem Eigentümer über die zu zahlende Miete. Außerdem sind wir ständig auf der Suche nach neuen Chancen und Möglichkeiten; ein Muss für eine Organisation im Aufbau.
Wie zum Beispiel die Pilger des „Walk of Wisdom“ rund um Nijmegen. Sehr schön, die zu empfangen und ihnen eine Mahlzeit und ein Bett zu ermöglichen. Aber am Ende bringt das nicht genug. Als Unternehmen muss man in der Lage sein, seine Einrichtungen zu erweitern, um sie rentabel zu machen. Selber eigene Programme machen, die Geld generieren.
Der Pilger ist nach einer Nacht verschwunden. Wir suchten nach Möglichkeiten, den Pilger mehr Nächte bleiben zu lassen. Wir haben sie mit unseren eigenen Programmen wie „Pilgern lernen“ und „Pilgerwochenenden“ gefunden. Diese Pilger bleiben nun mindestens zwei Nächte und machen eine ganz andere Erfahrung. Außerdem rationalisiert man die Zahlen: Ein Pilger kommt oft allein, unangemeldet, täglich auf der Schwelle. Aber auch für einen Pilger muss man alles organisieren: Unterkunft, Mahlzeiten (abends und morgens). Mit Programmen werden sofort Gruppen erstellt. Dann kann man skalieren. Wie oft ist es vorgekommen, dass ich selbst, wenn ich nach Hause wollte, mich um einen Pilger kümmern musste, für ihn kochen, ihm abends Gesellschaft leisten und frühmorgens wieder im Kloster sein musste, um ihm das Frühstück für den nächsten Tag zu bereiten. Bei einer Gruppe kann man das von bezahlten Leuten machen lassen. Vorteil der eigenen Programme.