Die Werkhofgemeinschaft

Jurianne Kemmink

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Die Werkhofgemeinschaft (WHG) in Werkhoven ist eine ökumenische Gemeinschaft. Das WHG will ein offener Ort für religiöse Beseelung in Verbindung mit den anderen sein. „Ein Herz und eine Seele auf dem Weg zu Gott“, „Ehrt in Euch gegenseitig Gott“. Mit diesen Worten von Augustinus bieten wir Raum für die spirituelle Suche eines jeden Menschen im Leben. Gemeinschaftsgeist, Gastfreundschaft, Offenheit, Respekt vor den Ansichten anderer sind die Grundwerte unseres Vereins. Die jüdisch-christliche Tradition ist unsere Quelle und geht Hand in Hand mit der Offenheit für andere religiöse und lebensbeschauliche Traditionen.

Gottesdienste

Die sonntäglichen Feiern sind eine Einladung an alle, die sich bereits in unserer Gemeinschaft zu Hause fühlen, und eine Einladung an alle, die sich fragen, ob sie sich bei uns zu Hause fühlen könnten. Neben den Feiern mit einem Priester gibt es Feiern, die von Mitgliedern unserer Gemeinschaft vorbereitet und geleitet werden: die „SonntagsMorgenAnders“ und die „Besinnungsmorgen“. Die Feiern mit einem Priester werden immer von zwei WHG-Mitgliedern vorbereitet. Es gibt liturgische Vorsteher aus der römisch-katholischen und der protestantischen Tradition.

Musik als Ausdruck der Inspiration und zur Unterstützung der religiösen Erfahrung spielt eine wichtige Rolle bei unseren Feiern. Zu den Besinnungsvormittagen werden häufig Referenten von außerhalb der WHG eingeladen. Im Laufe des liturgischen Jahres verbinden wir einen Zyklus von Feiern mit einem Thema. Etty Hillesum, Dorothee Sölle, Meister Eckhart, Paulus und Heldinnen des Alten Testaments waren schon mal Gegenstand eines solchen Zyklus von Gottesdiensten.

Jeden Dienstag-, Donnerstag- und Freitagnachmittag findet in der Kapelle eine Meditation unter der Leitung von Toon van Buren statt. Alle vierzehn Tage gibt es sakraler Tanz statt, der von Elisabeth Breewel geleitet wird. Einmal im Monat trifft sich der Augustinus-Lesekreis unter der Leitung von Henk Kroon (OSA). Wir lesen Predigten von Augustinus und Bücher über ihn. Indem wir über den Text diskutieren, vertiefen wir unser Verständnis der Worte und nehmen an den Erfahrungen teil, die die anderen mit ihnen machen. Diese Gruppen stehen sowohl Mitgliedern der WHG als auch Personen außerhalb der WHG offen.

Wofür wir als WHG stehen, zeigt sich in unserem Engagement in der Gesellschaft. Dies drückt sich in der Teilnahme an der monatlichen Mahnwache in Kamp Zeist und im Engagement für eine Reihe von Projekten in der Region oder in den Entwicklungsländern aus. Jeden Monat gibt es die Möglichkeit, Briefe an Amnesty International zu schreiben, um für eine gerechte Behandlung der politischen Gefangenen zu plädieren.

Struktur

Das WHG ist eine unabhängige Vereinigung mit einem Vorstand. Der Vorstand wird als „Kerngruppe“ bezeichnet. Die Kerngruppe trägt die endgültige Verantwortung für das Funktionieren der verschiedenen Arbeitsgruppen und Aktivitäten. Falls erforderlich, kann sie koordinieren und neue Initiativen ergreifen. Die Generalversammlung ist das Entscheidungsgremium der Vereinigung. Die Liturgiegruppe, die Aktualitätengruppe, die Kontaktgruppe, die Gruppe für Öffentlichkeitsarbeit, die SonntagMorgenAnders Gruppe und die Kontemplationsgruppe nehmen die mit den Aktivitäten verbundenen Aufgaben wahr und haben eine koordinierende Funktion. Am 31. Dezember 2020 hatte der Verein 85 Mitglieder und 27 Freunde. Man kann sich mit dem WHG verbinden, indem man Mitglied oder Freund der Vereinigung wird.

Enstehungsgeschichte

Die Werkhofgemeinschaft ist aus dem kontemplativen zweiten Orden des Augustinerordens, den monialen Augustinerinnen, hervorgegangen. Im Jahr 1938 beschloss die Provinzleitung der Augustiner, einen zweiten kontemplativen Orden zu gründen. Pater Eusebius Peters wurde beauftragt, einen Plan zur Umsetzung dieser Entscheidung zu erstellen. Es gelang ihm, ein Grüppchen von Frauen um sich zu scharen, die sich zu einem kontemplativen Klosterleben berufen fühlten. Um sich ganz ihrem kontemplativen Leben widmen zu können, mussten die Schwestern im geschlossenen Teil des Klosters bleiben und durften nichts mit der Außenwelt zu tun haben. Für den Kontakt mit der Außenwelt wurden „Außenschwestern“ ernannt.

Im Jahr 1940 wurde ein Haus in Maarssen gekauft, das jedoch 1942 von der Besatzungsmacht beschlagnahmt wurde. Erst im Januar 1946 konnte das Kloster genutzt werden. In Maarssen wurde das Ideal der Eremiten bald mit dem Ideal der Gemeinschaft verbunden. Gemeinsam, ein Herz und eine Seele auf dem Weg zu Gott. „Ehrt in euch gegenseitig Gott“. Die Kommunität wuchs und das Haus in Maarssen wurde zu klein. Ab den fünfziger Jahren wurde nach einer neuen Unterkunft gesucht. Ein Standort wurde in Werkhoven gefunden. Mit dem Architekten Jan Drummen wurden 1956 die ersten Baupläne erstellt. Am 8. Januar 1960 wurde das Kloster St. Josef in Maarssen aufgehoben; die siebzehn Schwestern zogen in das Priorat ‚Gods Werkhof‘ in Werkhoven.

Offenheit gegenüber der Welt

Schwester Gertrudis beschreibt die augustinische Gemeinschaft als eine Gemeinschaft von Menschen, die miteinander teilen. Sie sagt: „Die Regel: Alles gehöre Euch gemeinsam, gilt nicht nur für das Materielle, sondern auch für das, was dich beseelt, beschäftigt, hemmt und lähmt“. Ihre Führung als Priorin war darauf ausgerichtet, gemeinsam die Verantwortung für die Gemeinschaft zu tragen.

Schon vor dem Zweiten Vatikanischen Konzil 1962 sorgten eine wachsende gegenseitige Offenheit, der Neuanfang 1960 in Werkhoven, der Unterricht in moderner Theologie und Philosophie bei den Schwestern für einen Nährboden für Veränderung und Erneuerung im Priorat ‚Gods Werkhof‘. Der Aufruf von Papst Johannes XXIII. zum aggiornamento, die Kirche den Menschen näher zu bringen und den Laien eine größere Rolle zu geben, fiel bei den Augustinerinnen auf fruchtbaren Boden. Dieser Aufruf beschleunigte die Entwicklungen, die bereits im Gange waren.

Als kleine Gemeinschaft hatten die Schwestern das Bedürfnis, sich mit Mitgliedern anderer kontemplativer Orden auszutauschen. Das Zweite Vatikanische Konzil ermöglichte auch das Verlassen des Klosters für Begegnungen und Beratungen. So entstand von „Gods Werkfhof “ aus die Arbeitsgemeinschaft der Monialen. Da die Schwestern das Sekretariat dieser Arbeitsgemeinschaft der Monialen übernahmen, wurde das Priorat zu einem Knotenpunkt der Kommunikationslinien zwischen den verschiedenen kontemplativen Orden.

In der Zwischenzeit schmiedeten die Schwestern auch Pläne für den Besucherkreis, der an den sonntäglichen Feiern in der Klosterkapelle teilnahm. Im Jahr 1975 wurde eine „Verbreitungsgruppe“ eingerichtet.

Die festen Besucher wurden eingeladen, sich der erweiterten Gruppe anzuschließen, damit sie den Inhalt der Feiern mitbestimmen können. Aufgrund der Überalterung der Bevölkerung und des Mangels an Neuankömmlingen mussten die Schwestern 1996 ihr Kloster verlassen. Die Gruppe der regelmäßigen Besucher gründete schließlich den Verein „Werkhofgemeinschaft“. Im Jahr 1998 wurde „Gods Werkhof“ an das Konferenzzentrum Samaya verkauft. Seitdem hat das WHG einen Mietvertrag für die Kapelle und andere Räume im Samaya.

Der Standort und das Gebäude

Das ehemalige Kloster Priorat ‚Gods Werkhof‘ liegt in der schönen Gegend der Kromme Rijn zwischen der Betuwe und Utrechtse Heuvelrug. Das Gebäude ist von einem großen englischen Landschaftsgarten umgeben. Die Vögel singen, es ist still. Die Architektur des Klosters ist durch hohe Fenster und breite Gänge gekennzeichnet, die eine Atmosphäre von Raum und Licht schaffen. Wo man auch geht, man blickt auf den Garten. Obwohl in den letzten Jahren Veränderungen vorgenommen wurden, ist die Atmosphäre des Klosters erhalten geblieben. In der Kapelle schaffen die authentische klösterliche Atmosphäre, die Stille, das Licht und der Raum eine meditative Stimmung.

 

Augustinisches Erbe

Der augustinische Geist, der das Fundament unserer Gemeinschaft bildet, ist geblieben. Die Augustinerinnen freuten sich über die Kontinuität ihres Erbes, die sie im WHG und in Samaya erlebten. „Es geht weiter“ ist der charakteristischste Ausdruck für ihre Erfahrung damit.

Die Schwestern wurden damals Ehrenmitglieder vom Verein und blieben viele Jahre lang im WHG engagiert. Dass der augustinische Geist erhalten blieb, ist auch dem Engagement der Augustiner (OSA) zu verdanken. Es gibt mehrere Priester, die als Zelebranten an den Feiern teilnehmen und Mitglieder des WHG sind. Unser Augustinus-Lesekreis wird seit vielen Jahren von einem Augustiner geleitet.

Wir erleben unser augustinisches Erbe nicht alle auf dieselbe Weise. Für die einen liegt der Akzent eher auf dem augustinischen Charakter, für die anderen auf dem ökumenischen Charakter unserer Gemeinschaft. Für mich bleiben die Augustinerinnen eine Quelle der Inspiration, weil sie sich mit Leidenschaft von einer kleinen Gruppe von kontemplativen Schwestern zu einer offenen Gemeinschaft entwickelt haben, in der Platz für alle ist. Jede Schwester durchlief ihren eigenen Entwicklungsprozess. Die augustinische Spiritualität aus unserer Geschichte bestimmt auch unsere Farbe und die gegenseitige Atmosphäre.

Das WHG will ein offener Ort für religiöse Inspiration in Verbindung mit den Anderen sein. Mit den Grundwerten Gemeinschaftsgeist, Gastfreundschaft, Offenheit und Respekt für andere Ansichten bietet das WHG Raum für jedermanns Suche im Leben. Samaya formuliert in seiner Mission, ein Ort des Friedens und des Raumes sein zu wollen, an dem Menschen sich treffen, persönliches Wachstum und Spiritualität erfahren können. Samaya und das WHG stehen, jede auf ihre Weise, im Einklang mit dem Erbe der Augustinerinnen.

Die Zukunft der Werkhofgemeinschaft

In der WHG arbeiten wir auf verschiedene Weise an unserer Zukunft. Wie viele andere kleine Religionsgemeinschaften werden auch wir älter und haben mit einer sinkenden Mitgliederzahl zu kämpfen. Angesichts sinkender Mitgliederzahlen und steigender Kosten hat der Haushaltsausgleich für den Vorstand nun oberste Priorität. Das Auslaufen der Vereinigung scheint eine realistische Option zu sein. Wir machen mehr Öffentlichkeitsarbeit als bisher, indem wir Artikel in den regionalen Zeitungen mit einer Einladung zu unseren Feierlichkeiten veröffentlichen. Leider haben die Bemühungen, neue Mitglieder zu gewinnen, wenig oder gar nichts gebracht.

Im Jahr 2017 wurde die Zukunftskonsultation eingeleitet. Im Jahr 2018 lautete die Schlussfolgerung dieser Überlegungen, dass es zu wenig Unterstützung für die Erforschung und das Experimentieren mit alternativen Formen und Inhalten von Feiern gab, um mehr Menschen von außerhalb des WHG zu uns zu locken. Zu wenig Arbeitskräfte waren ein wichtiges Argument. Es gab und gibt jedoch den Glauben an eine stärkere Zusammenarbeit mit anderen Religionsgemeinschaften. Es wurde ein Austausch und eine Zusammenarbeit mit den ökumenischen Gemeinschaft ‚Hagediensten‘ in Doorn eingerichtet.

Die WHG unterhält Kontakte mit der Familia Augustiniana Nederland und mit dem Augustinerverein. Die Geschichte der Augustinerinnen ist wieder einmal aktuell. Das „In die Welt hinausgehen“ ist die Devise für Entwicklung und Zukunft.

Wo Freundschaft und Liebe sind, da ist Gott“, singen wir oft.

Über den Autor

Jurianne Kemmink

https://www.werkhofgemeenschap.nl/

https://www.samaya.nl/